Fachvortrag von Dr. med. Gerhard Hammersen zum Thema "Nahrungsergänzungsmittel und Downsyndrom"
„Lässt sich die Entwicklung von Kindern mit Down-Syndrom durch Behandlung mit gezielter Nahrungsergänzung (TNI) positiv beeinflussen?“ lautet die zentrale Fragestellung für den Fachvortrag von Herrn Dr. med. Gerhard Hammersen am 09.04.2025 in der Aula des Privaten Förderzentrums der Lebenshilfe am Höhenberg. Gefolgt waren der Einladung neben Eltern und Angehörigen auch Mitarbeiter*innen aus dem Kinder- und Jugendbereich und Vertreter*innen aus der Kinder- und Jugendmedizin. Mit Herr Dr. Gerhard Hammersen befasste sich ein äußerst kompetenter Referent mit dieser Fragestellung. Näheres dazu in der Profilbeschreibung „Zur Person“.
Bereits in den 50er Jahren wurde die Ergänzung von Nährmitteln bei Menschen mit Down-Syndrom empfohlen. In der Folge gab es immer wieder derartige Strömungen und Empfehlungen. Die Einnahme von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln wurde und wird zum Teil damit beworben, dass sich die Infektanfälligkeit verbessern würde, die kognitiven Fähigkeiten und sprachlich-intellektuelle Entwicklung verbessern ließen oder sich äußere Merkmale „normalisieren“ würden. Studien gehen davon aus, dass ca. 50 Prozent der Kinder mit Down-Syndrom schon mit Nahrungsergänzungsmitteln „behandelt“ wurden. Dabei werden monatlich von Eltern zwischen 50,- und 400,- Euro ausgegeben, so Hammersen.
In verschiedenen Foren, Elterngruppen und von einigen Therapeuten*innen wird Nahrungsergänzung bei Down-Syndrom als wirkungsvoll und intensiv beworben. Ein positiver Effekt auf die Entwicklung wurde jedoch wissenschaftlich nie nachgewiesen, eher jedoch die Wirkungslosigkeit mehrfach bewiesen. Hr. Dr Hammersen erklärte dem Publikum verschiedene Theorien der Befürworter*innen, welche jedoch medizinisch und wissenschaftlich nicht begründbar sind.
Laut Hammerson belegen Studien, die nach hohen wissenschaftlichen Standards orientiert erstellt wurden, dass es keine Hinweise für einen positiven Effekt von Nahrungsergänzungsmitteln auf die Gesundheit oder Entwicklung von Menschen mit Down-Syndrom gibt. Resümee des Referenten: „Wegen des fehlenden Wirksamkeitsnachweises kann eine derartige Behandlung nicht empfohlen werden!“ .
Nach dem kurzweiligen und interessanten Fachvortrag konnten die Anwesenden noch Fragen stellen. Mit einem kleinen Geschenk aus der Berufsschulstufe und Applaus wurde Herr Dr. Hammersen dann verabschiedet!
Zur Person: Dr. Gerhard Hammersen, Arzt für Kinder- und Jugendmedizin. Tätigkeit und Engagement unter anderem:- 1985 bis 2012: Leitender Oberarzt Cnopf’sche Kinderklinik Nürnberg - Zusammenarbeit mit dem Deutschen Down-Syndrom Infocenter e.V., Lauf. Mit diesem wurde 2006 gemeinsam eine spezielle Ambulanz für Kleinkinder mit Down-Syndrom an der Cnopf’schen Kinderklinik in Nürnberg gegründet, als deren medizinischer Leiter Dr. Hammersen sich seit Gründung bis heute ehrenamtlich engagiert. - Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Down-Syndrom Ambulanzen (AGDSA) und ab 2022 Gründungs- und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft Down-Syndrom Ambulanzen e.V. (DGDSA) - Mitarbeit bei Erstellung (2016) und Revision (2025) der AWMF-Leitlinie: “Down-Syndrom im Kindes- und Jugendalter“ - Mitherausgeber der Vorsorgebroschüre für Kinder mit Down-Syndrom: DS-Gesundheits-CHECK - Verschiedene Publikationen und Vorträge zum Themenkomplex „Medizinische Besonderheiten und Betreuung von Kindern mit Down-Syndrom“ |